3492  WINTERSCHEIDT V. Johann Konrad * um 1630
+ 09.08.1684; Würzburg

oo um 1660

3493  SCHYRLE, VON Rosina Elisabeth * um 1635; Bolchen
+ vor 1699; Würzburg
(6986)Jeremias v.Schyrle - (6987)Anna v.Niedbrück

Weitere Nr.: 6724


KINDER: 
(3362)(1746)
Johann Albert
   oo (1747)Maria Dorothea Michler (+ 1720)
     + um 1700

Johann Philipp
   oo I: 27.02.1685, Rosina Katharina Windhäuser/Schmidhäuser (+ 23.08.1692)
   oo II: 02.07.1693, Margarethe Gruber
   ooIII: 19.02.1703, Maria Magdalena Jäger
     + nach 1720; bis 1718 Soldat: Leutnant in Würzburg; (seine Kinder starben in jugendlichem Alter)

N.N.
     + 'juvenis et improlis' (= ledig und kinderlos)



WEITERE ANGABEN:
(3492) Er stirbt in Würzburg mit 54 Jahren

Die beiden Brüder Johann und Johann Conrad könnten Namen und Herkunft von folgenden
Orten in Deutschland mit dem Namen Winterscheid herleiten:
1. Ort in Rheinland/Pfalz, PLZ 54608, Schneifel, westl.von Prüm, Nähe der belg.Grenze
2. Ort in Nordrhein-Westfalen, Rhein-Siegkreis, nordöstl. von Siegburg,
    Teil der Verbandsgemeinde: 53809 Ruppichterroth
3. Ort in Hessen, Kreis Ziegenhain, nordöstl.von Gießen,
    Teil der Verbandsgemeinde: 34630 Gilserberg

Johann; der wahrscheinlich schon ab 1624 die militärische Laufbahn eingeschlagen hatte;
wird 1638 als Herr von Kirschhof genannt.
Der Kirschhof - ein kleiner Besitz im Saarland (1799 = 115ha) - zwischen den Orten
Heusweiler und Eiweiler, gehörte 'dem Edlen und Vesten Matthäus von Walhorn' der dieses Gut
am 17.7.1612 von Bernhard v.Lewenstein und Anna Amalie von Lewenstein, geb.von Hagen,
für 3450 Gulden gekauft hatte. Er ist in den Urkunden auch noch bis 1628 als Besitzer nachweisbar.
(Mögliche Namensherkunft von: Walhorn = Ort in Belgien, nördl.von Eupen)
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Johann von Winterscheidt gelangte möglicherweise durch Heirat mit der Tochter
Susanne von Walhorn in den Besitz des Dorfes Kirschhof.
Die Umwälzung der bestehenden Verhältnisse im Gebiet des heutigen Saarlandes;
bedingt durch die Flucht der protestantischen Armeen unter Bernhard von Weimar
in Richtung Metz im Jahre 1635 und ihre Verfolgung durch die Truppen der kath.Liga
unter von Gallas, die das Saarland völlig verwüstete, könnte das Umfeld für diesen
Besitzwechsel abgegeben haben.

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Patinnen bei der Taufe von Susanna Maria Francisca von Nothafft,
der Tochter von Achatz Adam Nothafft, Hauptmann beim Winterscheidischen Regiment zu Fuß,
und Maria Juliana, T.v.Johann Christoph Kapfern von Bileckh und Anna Maria Kapferin,
am 07.03.1646 in Braunau:
"Frau Susanna von Winterscheidt gebohrne Walhorn (?), Obristin,
Frau Judith Schirlin, gebohrne von Neidbreckh (?), Obrist Leitenantin,"
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Am 6.12.1642 bestehen 12 Regimenter zu Fuß in der kurbayerischen Armee unter
den Führern:
Wahl, Mercy, Haßlang, Edlinstetten, Goldt, Horst, Holtz, Hagenbach,
Winterscheid, Miehr, Royer und Ruischenberg, insgesamt 8700 Mann; pro
Regiment 5-11 Kompanien, deren Stärke zwischen 544 und 1322 Mann betrug.
Das Regiment des Johann v. Winterscheid erscheint wieder in Dokumenten vom
18.6.1644, 1.1.1645, 21.11.1645, 13.2.1647, 13.3.1648.
Am 25.11.1648 bestehen nur noch Reste des Regiments Winterscheid.
[S. 101-102]
In den Akten über die Auflösung des Heeres 1649 wird das Regiment Winterscheid
aber noch erwähnt. Winterscheid wird zum ersten Mal am 17.4.1641 als Regimentsführer
genannt. Sein Regiment wurde 1622 vom Obristen Ernst v. Sprinzenstein
errichtet. [S. 115]
Im November 1648 bestand die Generalität des bayerischen Heeres aus 12
Personen, darunter: Generalwachtmeister von Winterscheid
In der Abfolge der obersten militärischen Ränge des bayerischen Heeres
stand der Generalwachtmeister zu Pferd und zu Fuß an 8.Stelle und wurde mit
'Exzellenz' angeredet.
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Da er vor 1654 als Stadtkommandant von Biberach stirbt ohne einen Erben zu hinterlassen;
geht der Besitz an seinen Bruder Johann Conrad über. Seine Frau Susanne verkauft nach dem
13.05.1656 ihren ehemaligen Wohnsitz: die Stadtkanzlei in Biberach.
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Susanne v. Winterscheidt heiratet Ende 1656 in Boulay, Francois-Philippe de Vigneulles du Sart,
Teilherr zu Freistroff, Dommangeville und Mussy-L'eveche (= Mitschen).
Dieser machte 1674 sein Testament. Sie stirbt nach 1702
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Johann Conrad war nach eigenen Angaben ' Capitain und Haubtmann im
Reuschenbergischen Regiment der Chur Bayerischer Armee' bis zum
Friedenschluß 1648. Später führte er das Regiment Stockheim und starb als
Stadtkommandant von Würzburg.
In Anbetracht der militärischen Verdienste seines verstorbenen Bruders Johann
sowie seiner eigenen Leistungen für das 'Erzhauß Österreich' um die Erhebung in den Adelsstand.
Die Verleihung des Adelsbriefes erfolgt am 25.04.1654 in Wien mit Verleihung
von Wappen und Kleinod; der Benennung ' von Winterscheidt zum Kirschhof ' und
und den Freiheiten und Prädikaten des adeligen Standes

In einer Abtretungserklärung der Witwe Susanna von Winterscheid vom 16.11.1654 wird
'Rosine Elisabeth nee de Schirle sa soeur 'genannt.
Da ihre Mutter Anna von Niedbrück nach dem Tod des Mathäus von Walhorn im
Jahr 1627/28 den Jeremias von Schyrle geheiratet hatte; war Rosina Elisabeth
eine Halbschwester von Susanna von Walhorn; sowie durch ihre eigene Heirat mit
Johann von Winterscheidt; auch ihre Schwägerin.
(Den Anteil an Mitschen; den Johann Philipp von Winterscheidt 1720 an Chaise Collin;
den damaligen Lehensträger in Mitschen; verkaufte; war das Erbteil seiner Mutter.
Der Preis von 6000 Livres war 1765 noch nicht ausbezahlt worden)
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MAJESTÄTSGESUCH DES JOHANN CONRAD V. WINTERSCHEIDT AN DEN KAISER FERDINAND III IN WIEN
(undatiert, aber nicht lange vor dem 25.4.1656, im ehem. Adelsarchiv des Staatsarchiv
d.Innern und der Justiz in Wien):
'Allerunterthenigste Suppliciren umb einvermelte Nobilitation mein Johann Conradt
von Winterscheidt Churbayr. armee des löbl. Reuschenberg Regiments gewesen Haubtman.
Ew.Kay.May. gebe hiermit allerunterthenigst zu erkhennen, waßmassen deroselben gewesener
Generalwachtmeister Johann von Winterscheid mein geliebter Brueder seel. in die 30 Jahr lang
in vilfeltigen Kriegsdiensten und Occasionen E. Kay. May.under Ihrer Churfürstl. Dhrl.in
Bayern Armee biß in sein End getrewlich gedienet, wie dan wenigeres nit ihrer
Churfürstl. Gnd. Anselmo Casimiro hochseel. andenkhens in dero Erzstift Mainz
solche Trewe Dienste erwiesen daß dieselbe benebens andern erzeigten Churfürstl. gnaden
ihnen sambt den seinigen in den Stand und Grad des Adels zu erheben angetragen. -
Wan aber allergnedigster Kaiser und Herr.Sintemalen ermelter mein Bruder seel. weillen er
mit dem Zeitlichen Tod übereillet. es ferners nit gesucht worden, derselbe auch ohne hinderlaßene
Leibes Erben Todts verblichen.
Und Ich als sein einiger leiblicher Bruder nit weniger in E.Kay.May. Kriegsdiensten
Chur Bayrischer Armee under dem Reuschenbergischen regiment ville Jahr und sonderlich
biß zu Ende des Fridenschluß vor einen Capitain und Haubtmann in allen occasionen
mich ganz getrewlich habe gebrauchen lassen, auch noch gänzlich Willens und gesinnet bin,
in begebenden Occasionen vor E.Kay.May. und dero Hochlöbl.Erzhauß Österreich,
Guet und Bluet aufzusezen, auch biß in mein Endt in solcher Trew und Pflicht zu verharren. -
Solchem nach gelangt an E.Kay,May. mein Allerunderthenigstes suechen und bitten,
dieselbe Allergdst. geruhen in ansehung Meines Bruders gewesenen Gen. Wachtmeisters seel.
wie dan auch meiner deroselben geleisteter Trewer Diensten willen mich und all meine
Nachkommende Kinder in Standt und Grad des Adels zu erheben, zum Kirschhoff zu schreiben,
auch mit den gewöhnlichen Priuilegiis alß Brauchung Rothwachs, Exemption, Salua gardia
allergdst. zu erfrewen, auch umsörglich daß hierüber gefertigte Diploma auß dem
Taxambt Taxfrey verabfolgen zu laßen. Diße hohe Gnadt werde Ich umb dieselbe Zeit
meines Lebens allerunterthenigst zu verschulden mir auf eifriegst und trewste angelegen
sein lassen
Verbleibend Eur. Kay. May. Allerunterthenigster gehors. Diener und Knecht.
Johann Conrad von Winterscheidt E. Kays. May. under der Chur Bayr. Armee des löbl.
Reuschenberg. regiments bestelter Haubtman.'
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AUSZÜGE AUS DEM ADELSBRIEF, AUSGESTELLT VON KAISER FERDINAND III AM 25.04.1656
FÜR JOHANN KONRAD VON WINTERSCHEIDT :
"....Wan Wir dan gnediglich angesehen, wargenommen und betrachtet, die erbarkeit redligkeit unnd mannhafftigkeit auch adeliche guete Sitten, Tugend Wandel und Vernuft. damit vor unserer Kayserlichen Mayestät Unser und des Reichs lieber getreuer Johann Conrad von Winterscheidt, insbesonderheit berühmt worden, wie auch die angenehm. trewgehorsamste, nutz- und ersprießliche Kriegs- und andere willigste Dienst, so nit allein seine Vorältern weillandt Unsern höchstgeehrten Vorfahren am Reich, Römischen Kaysern und Königen, auch Unserem löblichen Hauß Österreich zu Kriegs- und Friedenszeitten und sonderlich sein leiblicher Bruder Johann von Winterscheit alls Unser gewesener General-Veltwachtmaister under der Chur Bayrischen Reichs Armee sowohl weillandt gedachtes Churfürsten Maximiliani in Bayern alß auch unsers lieben Neven, des Churfürsten zu Mainz Anselmi Casimiri L. Lden in vielfältigen occasionen biß in sein endt erwiesen, sondern auch er Johann Conrad selbst alß bestellter Haubtmann under dem Reuschenbergischen Regiment viel Jahrlang und zwahr biß zu dem jüngsten Teutschen fridenschschluß in unterschiedliche Weege erzaigt hat und solches hinfüro nicht weniger zu thuen auch bey Unnß und Unserm löblichen Ertzhauß Österreich Leib, Ehr, Gueth und Blueth zuezusetzen deß underthenigsten und gehorsamsten erbiethens ist, auch wohl tun kann, mag und solle.
So haben Wir demnach mit wohlbedachtem mueth, guetem rath und rechtem wissen gedachtem Johann Conraden von Winterscheidt dise besondere gnad gethan und Ihn sambt allen seinen ehelichen leibs Erben und derselben Erbens Erben. Manns- und Weibspersonen in den Standt und Grad deß Adels, Unserer und deß Heyligen Römischen Reichs, auch unserer Erb-Königreich, Fürstenthumb und Landen rechtgeborenen Lehens, Thurnirsgenoß- und rittermessigen Edelleuthen erhebt, dazue gewürdiget, geschöpffet, geadelt und Sie derselben Schaar, Gesell- und Gemainschafft des Adels zuegefuegt, zugesellet und gegleichet. aller maßen und gestalt alß wan sie von ihren vier Ahnen Vätter- und Muetterlichem Geschlecht zu beeden seithen rechtgeborene Lehens- Thurnirsgenoss und Rittermeßige Edelleuth wehren " (fol.2f)...



 Bild 3492-1
Wappen der Familie von Winterscheidt
zum Kirschhof
aus dem kaiserl.Freibrief vom 23.4.1656, fol 40)



(WAPPENBESCHREIBUNG):
"Ein Schild, so in der mitten überzwerch in zway theil also abgetheilt, daß der untere etwas größer und weiß, der obere aber kleiner uns blaw ist, in dem underen weißen Veldt auf einem grünen Wasen oder Pühel erscheinet ein rother einwerts zu lauff und grimmen geschickhter Lew, mit seiner für sich geworffenen lincken Pranck, offenem Rachen rothaußgeschlagener Zungen und über sich gewundenen Schwantz; oberen blawen Veldung aber drey gleich weit nacheinander gestelte güldene Sechseggete Sternen; aud dem Schild ein freyer offener adelicher Thurnirshelmb, mit schwartz, weiß und grüner Helmbdeckhen und darob ein gulden Königlichen Cron gezierdt, auch an deßen linckhen rechten seithen zwey schwartze mit weiß gesprengte aufgethane mit den Saxen gegeneinander einwerts gekerte Adlersflüg, und auf dem Helmb in der Cron stehet aufrechts mit einem dickhen Stammen ein großer Kirschbaum, mit seinen grünen blettern und weißen blüthen"

(VERLEIHUNG DER ADELIGEN FREIHEITEN):
U.a. " daß Er, seine Ehewürthin, auch eheliche leibs-Erben und derselben Erben ihres Namens und Stammes, von geburth, schildt und Helmb, Mannß- und Weibs Persionen, Ihre Diener, Haußgesind, Lehenmann, Eigenleuth, Hindersässen, Underthanen und alle die so ihnen zu versprechen stehen, deßgleichen all ihr Haab und Güether, ligend und fahrende, so sie jetzt haben oder khünfftig mit rechtmeßigem Titul überkommen, welcher enden die gelegen sein, umb keinerlei sachen, sprüch und forderung willen, eß treffe ahn Ehr, Leib, Haab und Güether weder ahn Unser und deß Heyligen Römischen Reichs Hoffgericht zu Rothweil noch einige Landt-Westphalisch oder andere fremde Gericht nicht fürgenohmen, geheischen, geladen, daselbsten beklagt noch wieder Sie... gerichtet .. werden solle ... sondern wer zu Ihen ... klagten hette..., daß alßdann der .. das recht gegen erneten Johann Conraden von Winterscheit ... allein vor Unß selbsten .. oder Unserer ... Hoff-Cammergerichten und Regierungen oder den Obrigkeiten, darunder sie jederzeit mit ihrem Haimbwesen wohnen werden, gegen ihren Dienern, Lehenmannen, aigenleuthen .. aber vor Ihme dem von Winterscheidt .. an orthen und enden, da sie Gerichtszwang haben, ... suchen solle ...
Item .. aller und jeder, hoher und niederer grosser und kleiner Burgerlicher und anderer Ämpter alß Burgermaißter, Richter, Rathgeben, Gerichts und Rechts auch dazue ins gemain aller anderer Ämpter, Verwaltungen, Administrationen, Verweesungen, Gechabschafften, Pflegschafften oder in andere gergleichen weeg, wie alle solche Verwaltungen nahmen haben können, nichts außgenommen, dazue auch an denen orthen da wir oder unsere nachkommen Unser Kaiserliches .. Hofflager .. haben möchten, mit einnehmung Unsers .. Hoffgesindts, Kriegsvolckhs und anderer beschwehrungen und gastungen, deßgleichen wachtens, raisens, frohnens, robathens und dergleichen dienstbarkeitten für sich selbst und die ihrigen auch sonsten aller anderer beschwerden gantz und gar frey, exempt und erledigt sein ..."(fol.6ff).


QUELLE:
Ludwig Weisgerber: Die Herren von Winterscheidt zum Kirschhof und ihre Nachfahren in den
Saarlanden, in: Rhein.Vierteljahreshefte Nr.8;1938; S.296-314;
***: Die Fam.v.Winterscheidt... HKV Köllertal
Alfons Thewes: Verbindungen zwischen der schwäbischen Stadt Biberach und dem Adelsgeschlecht
von Winterscheidt, in: Zeitschr.f.d.Gesch.d.Saargegend 22, 1974, S.83-86;
Alfons Thewes: Zur Auswanderungsbewegung der Tiroler im 17.und 18. Jahrhundert,
in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend Jahrgang XXIX, 1981, S. 88ff
W. Sauer: Die Familien der kath.Pfarrei St.Erasmus Eiweiler; Nr.750;
Ludwig Luckenbill: Die Einwohner der ehem.Grafschaft Saarbrücken, Nr.4545a;
Chronik der Bodensteiner und Weissensteiner Linie der Adelsfamilie Notthafft
von Johann Sigmundt Prechtl von Sittenbach, Seite 155; (in: www.notthafft.de)
Staudinger, Karl: Geschichte des kurbayerischen Heeres insbesondere unter Kurfürst Ferdinand Maria 1651-1679
München 1901. (Geschichte des Bayerischen Heeres, hg. v. K. B. Kriegsarchiv, Bd. 1)
Guido Müller: Die Genealogie der Familie Dussart(z) de Vigneulle, in: SFK, Bd.7/S.211
Hans Ludwig Weisgerber: Angehörige des Tiroler Geschlechts von Schyrle in den Rheinlanden, in:
Rhein.Vierteljahresblätter Heft 1-4, 1948, S.207ff
Gert Heil: Vorfahren des Kapitäns der Reichsarmee Freiherr Johann Albert von Winterscheidt zu Kirschhof, S.72ff